Vor wenigen Wochen erreichte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter ein Offener
Brief, abgesendet vom Maler und Bildhauer Mario Samra. Darin bittet der Künstler den obersten
Regenten der Isarmetropole um Hilfe im Kampf gegen Neonazis, insbesondere gegen Michael
Stürzenberger, Chef der rechtspopulistischen Partei "Die Freiheit". Dieser
fragwürdige politische Aktivist, im Jahr 2013 selbst wegen Beleidigung eines Polizisten zu
einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt, hört offenbar nicht auf, den friedliebenden und
toleranten Maler Mario Samra zu verfolgen, um ihm zu schaden. Aufgrund eines Gerichtsurteils muss
der 77-Jährige nun auf einem Friedhof 400 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Wobei
natürlich die Frage aufkommt, ob ein gebrechlicher Mensch mit Herzinfarkt und Darmkrebs sowie
Schwerbeschädigtenausweis überhaupt zu einer solchen Strafarbeit verknackt werden
kann.
Leider blieb der ehrliche Brief bis jetzt unbeantwortet.
Joachim Eiding
Das Schreiben im Wortlaut:
Mario Samra
Westerhamer Str. 51
81671 München
Oberbürgermeister
Dieter Reiter
Rathaus
Marienplatz 1
80331 München
München, 28. September 2015
Sehr geehrter Oberbürgermeister Reiter,
ich möchte mich über Michael Stürzenberger beschweren. Am 2. August 2014 hat er am Stachus eine Volksverhetzung gegenüber Muslimen begangen.
Ich habe ihn nur einen "Nazi" genannt, weil Herr Stürzenberger mich einen "deutschen Neger" und minderwertig genannt hat. Er hat behauptet, dass ein Polizist Zeuge ist, was nicht stimmt. Ich war sehr empört und benommen, so dass die Polizei bei mir eine Alkoholprobe entnommen hat. Ich habe der Polizei meinen deutschen Pass vorgelegt, ausgestellt in Rom. Zu meinem großen Ärger meinte die Polizei, ich hätte einen gefälschten Pass, da ich nicht deutsch aussehe. Sie haben behauptet, ich sei nicht Mario Samra sondern ein Terrorist. Inzwischen hat die Polizei die Angelegenheit eingestellt. Meine Datensperre wurde wieder aufgehoben.
Die Anzeige gegen Michael Stürzenberger ist bei der Polizei verloren gegangen. Die Richterin Frau Koch hat abgelehnt, dass ich durch einen Anwalt vertreten wurde, und ich musste 600 EUR Strafe zahlen, weil ich angeblich "Heil Hitler" gesagt hätte.
1993 haben die Nazis in Rosenheim mein Haus abgebrannt, die Abendzeitung hat damals berichtet. Wir mussten mit uinseren Kindern nach Itlaien auswandern. Zur Sicherheit musste ich mich auch von meiner Frau scheiden lassen. Nach massiver Bedrohung durchs Nazis war ich nochmal von 2009 bis 2012 in Italien. Ich musste wegen meiner Kinder und meines Gesundheitszustands nach München zurückkehren.
Ich verstehe nicht, warum Herr Michael Stürzenberger mich verfolgt. Er hat mich bedroht, dass er meine Wohnung in Brand setzen würde. Ich habe eine kleine Rente und muss als gemeinnützige Arbeit jeden Tag drei Stunden auf dem Friedhof arbeiten. Ich verstehe nicht, warum die Staatsanwaltswchaft 400 Stunden gemeinnützige Arbeit statt der 600 EUR Strafe will.
Ich bitte um Hilfe und bedanke mich im Voraus.
Mit freundlichen Grüßen
Mario Samra
music4ever.de - Extra - Nr. 95 - 11/15