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In der Todeszelle

TravisTravis Runnels, Foto: Privat

Weltweit werden Menschen gehängt, erschossen, vergast, mittels Injektion vergiftet, gesteinigt, geköpft oder auf andere Weise hingerichtet.

Alleine im Jahr 2010 wurden nach Angaben von Amnesty International weltweit mindestens 527 Menschen hingerichtet.

Nachdem Gabun die Todesstrafe im Jahr 2010 per Gesetz abgeschafft hat, sind es weltweit nun 139 Staaten, die die Todesstrafe abgeschafft oder zumindest in den letzten 10 Jahren nicht mehr angewandt haben. Insgesamt gibt es aber leider noch 58 Staaten und Territorien, die eine Todesstrafe im Gesetz beibehalten und in den letzten zehn Jahren auch Hinrichtungen durchgeführt haben.

Seit Wiedereinführung der Todesstrafe im Jahr 1976 wurden in den USA bislang zirka 1300 Menschen hingerichtet. Sie wurden erhängt, vergast, erschossen, auf dem elektrischen Stuhl zu Tode gefoltert oder mit der Giftspritze getötet.

Die heute gebräuchlichste Methode ist die so genannte 'tödliche Injektion'. Sie wird als 'humane Exekution' bezeichnet, obwohl bislang nicht wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Verurteilte bei der Prozedur keine Schmerzen und Qualen erleidet.

Die Verurteilung zum Tode kann ausgesprochen werden bei vorsätzlichen Tötungsdelikten (Mord), aber auch bei Tötungsdelikten in Verbindung mit einer anderen Straftat (z.B. Raub mit Todesfolge). In 33 Bundesstaaten, sowie unter Bundesrecht und Militärrecht kann die Todesstrafe verhängt und vollstreckt werden, darunter hauptsächlich in Texas, Alabama und Ohio. In den anderen 17 Bundesstaaten und dem District of Columbia gibt es die Todesstrafe nicht.

Einer der Insassen in der Todeszelle im texanischen Livingston ist der 36-jährige Travis Runnels, der Ihnen von seiner Lebensgeschichte berichtet und wie es dazu kam, dass er zum Tode verurteilt wurde:

"1995 wurde ich im Alter von 19 Jahren wegen schweren Bankraubs inhaftiert. Ich saß zwei Jahre lang ohne Rechtsbeistand im Dallas County Jail (= Bezirksgefängnis von Dallas). Schlussendlich stellten sie mir einen Anwalt zur Verfügung, und es kam zu einer Verhandlung vor einer Jury, bei der ich aufgrund einer Anklage wegen eines einzigen Bankraubes zu 70 Jahren Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Mitten in diesem Verfahren kam mein 74 Jahre alter Anwalt ins Krankenhaus und stand dennoch für meine Verteidigung zur Verfügung, obwohl die Ärzte ihm strengstens verboten hatten, vor Gericht zu erscheinen. Ich kam ins Gefängnis, und nach einer Berufungsinstanz war meine Strafe endgültig, weil ich es mir nicht leisten konnte, einen eigenen Anwalt zu engagieren, und der Staat auch keine anwaltliche Verteidigung mehr zur Verfügung stellt. Während ich meine Strafe in einem Gefängnis am texanischen Amarillo verbüßte, geriet ich in eine körperliche Auseinandersetzung mit einem Gefängnisangestellten, die zu seinem Tod führte. Mir wurde Kapitalmord zur Last gelegt. Wenn man in Texas verantwortlich gemacht wird für den Mord an einem Regierungsangestellten, bedeutet dies, dass man zum Tode verurteilt wird. Während meines Verfahrens, in dem es um mein Leben ging, berief der Anwalt, den das Gericht zu meiner Verteidigung ernannte, nicht einen einzigen Zeugen oder eine andere Person in den Zeugenstand, um zu meinen Gunsten auszusagen, so dass keine Beweise irgendeiner Art für mich erhoben wurden. Ohne die geringste Spur von Gerechtigkeit wurde ich durchs System geschleust. Das ist also die Art von Vertretung, die man erhält, wenn man lediglich einen vom Gericht ernannten Anwalt zu seiner Verteidigung zuerkannt bekommt. Sie sind oft überarbeitet und unterbezahlt und somit nicht mehr an einer unermüdlichen Verteidigung eines Lebens interessiert. Dies ist ein kurzer Abriss meiner Situation, warum/wie es dazu kam, dass ich in die Todeszelle kam. Da meine Berufung noch anhängig ist, wäre es nicht gut, die exakten Details meines Falles zu erläutern. Ich hoffe nur, dass jemand, der mir helfen will, versteht, dass die von mir gegebenen Informationen dem entsprechen, wozu ich momentan in der Lage auszusagen bin. In meinem Herzen glaube ich offen und ehrlich, dass mein Leben nicht mehr länger dauern wird, wenn ich keinen besseren Rechtsbeistand erhalte. Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache, wie es Gefangenen in der Todeszelle in Texas geht."

Travis Runnels würde sich sehr freuen über Post in Englisch von möglichen neuen (Brief)Freunden. Man erreicht ihn unter folgender Adresse: Travis Runnels, # 99 95 05, Polunsky Unit, 3872 FM 350, Livingston, TX 77351, USA

Die Informationen hat Sabine Dietrich zusammengestellt, die seit drei Jahren mit Travis eine Brieffreundschaft pflegt.

 

music4ever.de - Extra - Nr. 70 - 09/12