••• music-4-ever - home ...   •••   übersicht - journal ... •••
Alan ParsonsAlbum-Cover "Eve", 1979

Alan Parsons

Stets sorgten Geisterbands, denen niemand ein Gesicht zuordnen konnte, im Musikbusiness für großes Aufsehen. Beispiele wie die Beatles-Imitatoren Klaatu, aus Toronto stammend, oder das Londoner Studio-Projekt "First Class" (Beach Baby) standen dafür Pate. Dies gilt besonders für Interpreten, die die Bühne scheuen wie der Teufel das Weihwasser, sich auf ihren ausgefeilten Studio-Sound verlassen. Wie im Falle des britischen Tontüftlers Alan Parsons, der lange Jahre als eine Art musikalisches Gespenst durch die internationalen Charts huschte. Seine legendären Konzept-Alben wie "Tales Of Mystery And Imagination" (1976), "I Robot" (1977), "Pyramid" (1978) und "Eve" (1979) brannten sich trotz allem in das Gedächtnis beflissener Radiohörer.

Mr. Parsons und die Abbey Road

Im winterlichen, kalten London von 1948 die Bühne dieser Welt betretend, erlernte der kleine Alan schon als Kind das Spiel von Flöte, Gitarre und Piano. Später, wohl aus Scheu, interessierte er sich eher für die Arbeit hinter den Kulissen. Sein Talent als Produzent reifte während seiner Zeit als Tontechniker in den berühmten Abbey Road Studios; Parsons wirkte bei den letzten Alben der Beatles mit. 1974 schnappte er sich den Manager und Songwriter Eric Woolfson; beide hoben schließlich fürs Studio "The Alan Parsons Project" aus der Taufe und erwiesen sich als unschlagbares Duo.

Alan ParsonsAlan Parsons mit Eric Woolfson 89l.

Ihre Konzeptalben, anfangs von den Kritikern als "Pink Floyd für Arme" verspottet, hielten sich locker in den Charts. Auch die ausgekoppelten Singles wie beispielsweise "Game People Play" (1980), "Eye In The Sky" (1982) sowie das bekannte Instrumental "Lucifer" (1979), welches lange Jahre das Polit-Magazin "Monitor" akustisch eröffnete, schafften den Sprung in die europäischen und US-Hitlisten. Ferner nahm er die junge schottische Band Pilot ("January") sowie den Gitarristen John Miles ("Music") aus Newcastle unter seine Fittiche, mischte ihre ersten Alben ab und integrierte sie später in sein "Alan Parsons Project". Das Neue daran: Stand früher der Interpret im Rampenlicht, rückte jetzt der Künstler am Mischpult ins Zentrum des Geschehens. Für jedes Album stellte Mr. Parsons die Musiker nämlich eigens zusammen.

Die Bühne als Tabu?

Gegen Ende der 80er ließ die Gunst des Publikums merklich nach. Für die beiden Hauptakteure hieß es nun: "Was tun?" Während Woolfson ins Musical abtauchte, blieb Alan seinem bisherigen Konzept treu, lieferte digital überarbeitete Versionen seiner Erfolgswerke. Darüber hinaus brach er jedoch ein Tabu und stellte sich auch als Live-Musiker seinem Publikum. So quittierte der Moderator der legendären "Nokia Night of the Proms" Anfang der 90er Jahre Parsons Auftritt mit den Worten: "So sieht der also aus." Will sagen, der gewiefte englische Produzent genoss zwar immensen Ruhm, aber kaum jemand konnte dem großen Namen ein Gesicht geben.

1993 kam Parsons Album "Try Anything Once" auf den Markt. Nun ohne Eric Woolfson, dafür mit den erprobten Solisten Stuart Elliot, Chris Thompson und Eric Stewart, klang die Langrille eher nach "10cc, Supertramp, John Miles und Jeff Waynes 'War of the Worlds'". Worauf Parsons verstärkt live auftrat und im Jahr 2001 sogar die Beatles-Show "A Walk Down Abbey Road" organisierte. Wobei ihm mit Todd Rundgren, John Entwistle und Jack Bruce namhafte Rock-Größen unter die Arme griffen. Seit 2003 tourte er dann unter neuem Namen um den gesamten Globus: "The Alan Parsons Live Project". Kaum zu glauben, dass der erfahrene Tonkünstler, heute im kalifornischen Santa Barbara heimisch, jemals das musikalische Szepter aus der Hand gibt.

Joachim Eiding

Quellen: alanparsonsmusic.com - musicline.de - theavenueonline.info - ericwoolfsonmusic.com - powermetal.com - musik-sammler.de

 

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 52 - 1/2011