••• music-4-ever - home ...   •••   übersicht - journal ... •••

Peter Petrel

PetrelPeters 40. Geburtstag mit Kollegen: Kurt Stadl, Mel, Ingrid Peters, Mary Roos, Tina York, Dennie Christian, Berry Sarlouis - Fotos: peterpetrel.de

Schlagerfans wissen, es gibt wohl nur wenige charakteristische Stimmen, die jeder sofort unter Tausenden erkennt. Und denen der Musikhörer auch ein Gesicht zuordnen kann. Als gutes Beispiel dient der nordische Sängerbarde Peter Petrel, der sich seit über 35 Jahren in keine musikalische Schublade einordnen lässt. Petrel, 1940 als Peter Sauer in Bad Frankenhausen geboren, schaffte es, mit seiner immer etwas heiser klingenden Stimme verschiedenen Stilrichtungen wie Schlager, Pop, Jazz und Country seinen persönlichen Stempel aufzuprägen: Seine ersten musikalischen Gehversuche absolvierte der junge Peter Ende der 50er Jahre als Skiffle- und Jazz-Sänger, als er 1958 zum ersten Mal auftrat. In der folgenden Dekade erwarb er sich einen Ruf als exzellenter Interpret von Jazz-Kompositionen.

Petrel

Von den Windows zur Hamburger Deern

Damit nicht genug, verbinden doch Schlagerfreunde seinen Namen heutzutage mit beliebten Popliedern wie "How Do You Do", "Hamburger Deern" und "Ich fahr so gerne Rad". Das kam so: Mit der schottischen Sängerin Jeannie McKinley gelang ihm 1972 als Duo "Windows" der Mega-Hit "How Do You Do?"; ihre Version kam sogar noch knapp vor der von Mouth & MacNeal - ein holländisches Sängerpaar - auf den Markt. Es sollten von den "Windows" gar noch weitere Erfolgstitel wie beispielsweise "Alright, Okay, I Love You" erscheinen. Später wechselte Peter zum Label "Hansa Records", wurde Anfang der 70er Teil der vielbeschworenen Hamburger Szene. Mit dem Schwergewicht Willem gründete Petrel einst die berühmte "Rentnerband", lieh der Gruppe, zu der auch Hamburger Größen wie Gottfried Böttger ("Der Clou") und Lonzo ("der Teufelsgeiger von Eppendorf") gehörten, seine Stimme. Auf diese Weise war die "Hamburger Deern" geboren, die der sympathische Sänger noch heute oft auf Konzerten zum Besten gibt.

Für diese "Dame" drückten ihm die Plattenbosse bald darauf eine Goldene Schallplatte in die Hand; es folgte die "Goldene Europa". Gegen Ende der 70er Jahre bastelte Peter dann zunehmend an seiner Solokarriere. Titel wie "Ich bin viel zu bescheiden" und "Ich fahr so gerne Rad" kletterten die örtlichen Charts steil aufwärts. Mehr noch: Clevere Fernsehleute gewährten ihm gleich zwei TV-Shows. Seit Beginn der 80er Jahre wandte sich der vielseitige Künstler dem Jazz zu, dem Dixieland. Für die Langrille "Happy Music Every Day", zusammen mit der "Sir Gusche Band" aufgenommen, erhielt er 1981 den Deutschen Schallplattenpreis. Fortan blieb der Hamburger Musiker dem Jazz treu, orientierte sich auch Richtung Swing und Soul. Es folgten Auftritte mit den "Swinging Petrels", aber auch mit der "Old Merry Tale Jazzband". Diese urwüchsige Musik trug ihn bis ins ferne Amerika, wo er zur Jahrtausendwende gar als Ehrenbürger der Stadt New Orleans glänzte.

Der bescheidene Kuddel aus dem Norden

Schließlich wagte sich Petrel Anfang der 90er Jahre in maritime Gefilde, bis in die Grauzone zur Volksmusik. So nahm er mit dem Lied "Fährmann, hol' rüber" beim entsprechenden Grand Prix teil. Und ging es beim Fernsehen um Musikfilme, die irgendwie auf dem rauen Meer spielten, dachten Programmchefs und umtriebige Chefredakteure sofort an ihn. Ein Streifen mit Seemann-Shantys, der vor der Küste Namibias auf einem Kutter gedreht wurde? - kein Problem für Peter Petrel. Elegant bewegte sich der norddeutsche Sänger durch die Gestade der volkstümlichen Musik, verlor nie den Bezug zum Alltag, zu den Menschen. Überhaupt, der "bescheidene Kuddel aus dem Norden", wie er gern bezeichnet wird, gilt bis heute als "guter Kumpel", trotz seines immensen Erfolges.

Wie geht es ihm heute? Vor fünf Jahren hat er das Projekt der "Windows" wieder neu belebt, allerdings mit seiner Frau Tina Wulf als Partnerin. Das Duo brachte zwei Single-CDs auf den Markt. Interessantes erreicht uns auch aus Bad Segeberg: Dort verquickte gegen 2005 ein gewisser Charly ("Caputnic") Gottschalk Peters Lieder mit einem gesprochenen Text zu einer Karl-May-CD über dessen Roman "Der schwarze Hengst". Und last, not least bekleidet Peter Petrel seit 2006 das Amt des Vizepräsidenten der "Old Jazz Union Deutschland e.V." Fazit: Peter war und ist eben mehr als ein Schlagersänger.

Joachim Eiding

Quellen: peterpetrel.de - abendblatt.de - shop.strato.de - summerjazz.de - access-press.com

 

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 30 - 3/09