Als im Jahr 1965 das Album "Best of the Beatles" erschien, herrschte reichlich Aufruhr unter den Popfans. Was sollte das für eine merkwürdige Platte sein? Noch dazu zierte das Cover ein Foto aus der guten alten Hamburger Zeit, von der bekannten Künstlerin Astrid Kirchherr geschossen. Schnell bekam das Publikum heraus, wer für diese LP verantwortlich zeichnete: Der britische Schlagzeuger Pete Best, wohl einer der größten Pechvögel der Popgeschichte, der von 1960 bis 1962 Mitglied der Beatles war und vor der großen Zeit von ihrem Manager Brian Epstein geschasst wurde.
Peter Randolph Best, der am 24. November 1941 im indischen Madras das Licht der Welt erblickte, lernte die Pilzköpfe, die sich 1959 noch "Quarry Men" nannten, im "Casbah Coffee Club" (kurz "Casbah") kennen. (In dem kleinen Lokal gaben sich Abend für Abend Bands aus der Umgebung die Ehre.) Bald darauf übernahm Best bei den "Silver Beatles" - ehemals "Quarry Men" - das Schlagzeug. Mit dabei noch: John Lennon, Paul McCartney, der blutjunge George Harrison und der scheue Stuart Sutcliffe - ein Jugendfreund von Lennon.
Der Rauswurf
Als sie ab August 1960 in den halbseidenen Räucherhöhlen Hamburgs und Liverpools auftraten, war Pete noch mit von der Partie. Für viele Fans galt der damalige Drummer der Band als eine Art Sexsymbol. Er machte die ganze harte Ochsentour mit, was ihm letztendlich nicht gedankt wurde. Als der mächtige Plattenproduzent George Martin, der seinerzeit bei "Parlophone" (einer Subfirma von "EMI") die Beatles 1962 zum ersten Mal sah, war er durchaus von der Gruppe begeistert, empfahl aber Epstein, Best rauszuwerfen. Was dieser tat.
Auf diese Weise tauschte die Band ihren Schlagzeuger aus - von einem Tag auf den anderen. Von da an ging es für Pete Best abwärts: Zwar blieb er der Musik weiterhin treu, aber keine seiner Singles schaffte hohe Positionen in den Charts. Auch das eingangs erwähnte Album "Best of the Beatles" mutierte zum Ladenhüter. Möglicherweise fühlten sich die Plattenkonsumenten vom irreführenden Titel des Werks irgendwie veräppelt. Immerhin konnte der meist glücklose Best zeitweise Musiker wie Wayne Bickerton und Tony Waddington um sich scharen, die in den 70er Jahren viele Hits für die "Rubettes" schrieben ("Sugar Baby Love", "Juke Box Jive").
Comeback mit Beatles-Songs
1969 verfiel Pete schließlich in eine tiefe Depression, wollte sich gar das Leben nehmen. Im selben Jahr fand er eine Festanstellung beim Liverpooler Arbeitsamt. So verschwand er für viele Jahre von der musikalischen Bühne. Erst vor knapp 20 Jahren entschloss sich der Ex-Drummer, wieder aktiv zu werden: 1988 entstand die neue "Pete Best Band" wie Phönix aus der Asche. Zusammen spielten die engagierten Musiker mehrere Alben ein, darunter auch eigene Versionen vieler Beatles-Songs wie "Revolution" und "Back in the U.S.S.R.".
Doch insgesamt blieb ein dunkler Schatten an Pete Best haften: Während seine Ex-Kollegen all die Jahre Millionen scheffelten, ging der einsame Best leer aus. Es war auch nie wirklich klar, warum ihn die anderen nicht mehr dabei haben wollten. "Sie sagten mir, dass sie einen besseren Drummer wollten und sie mochten mein Haar nicht. Aber dies ist alles eine Grauzone und die Gründe sind sehr dünn", erinnerte sich Pete Jahre später. Jedenfalls sprachen Lennon, McCartney, Harrison und auch Starr seit damals nie mehr ein Wort mit ihm. Einzig zeigte John im Ansatz menschliche Größe, meinte einst zu Reportern: "Wir waren Feiglinge, als wir ihn hinauswarfen."
Schneller als bei Jauch
Die Sache schien für Pete Best gelaufen. Doch das Leben ist unberechenbar: Manchen gießt es aus vollen Kübeln mitten ins Gesicht und anderen bietet es doch noch ein kleines Wunder, wie auch unserem Pete: Sehr spät, 1995, erschien die Doppel-CD "Anthology I" der Beatles. Es war der Anfang einer längeren Reihe von Alben, die sich mit der Entwicklung der "Fab Four" beschäftigten. Mit dabei auch bisher nicht-veröffentlichte Live-Aufnahmen und unbekannte Stücke. Und eben auch Pete Best am Schlagzeug. Somit mussten die Plattenbosse den jahrelangen Pechvogel an den Tantiemen beteiligen. Und siehe da: Pete wurde mit einem Schlag zum Millionär. Sogar schneller als bei Günther Jauch!
Heute tourt Pete Best mit seiner Band erfolgreich durch die ganze Welt. Zur aktuellen Besetzung gehört auch sein Bruder Roag. Pete hat sogar den legendären "Casbah Coffee Club" in Liverpool wieder eröffnet. So wurde aus dem "tragischen Beatle" doch noch ein bekannter und geschätzter Musiker.
Joachim Eiding
Quellen: wikipedia.de - abbeyrd.best.vwh.net/petebest.htm - classicrock.about.com
music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 14 - 12/07-I