Angenommen, ein Quiz-Kandidat säße dem TV-Moderator schwitzend gegenüber und sähe sich folgender Frage ausgesetzt: "Wer oder was ist Steve Harley? A) amerikanische Motorradmarke, B) australischer Politiker oder C) britischer Popstar". Für welche Antwortmöglichkeit sich der ängstliche Studiogast entscheiden würde, wissen wir leider nicht. Eines erscheint sicher: Ein Musikfan, der nicht die Möglichkeit C favorisiert, hat mit Zitronen gehandelt. Dies gilt besonders für jenen, der Steve Harley tatsächlich für ein Motorrad halten sollte. Denn hinter diesem Namen verbirgt sich eine der schillerndsten und egozentrischsten Personen der britischen Popszene seit den 70er Jahren.
Harley, am 27. Februar 1951 als Stephen Malcolm Ronald Nice in London geboren, verließ die Schule früh und wurde zunächst Journalist. Doch sein Interesse für die Musik erwachte recht früh: Nachdem er im zarten Alter von zwei Jahren an Kinderlähmung erkrankte und bis zu seinem 14. Lebensjahr viele Jahre im Hospital verbringen musste, lauschte er im Radio den Klängen von Bob Dylan. Da war es um Steve geschehen. So begann er Ende der 60er Jahre, die ersten Songs zu schreiben, und 1972 gründete er seine eigene Band "Cockney Rebel".
Mr. Soft und Mr. Raffles
Während sich die Liste von Harleys Musikern aufgrund seines schwierigen Charakters mehrmals veränderte, behielt dieser stets das musikalische Zepter in der Hand. Unter seiner Fuchtel entstanden Hits wie "Mr. Soft", "Judy Teen", "Mr. Raffles (Man It Was Mean)", "Sebastian" und der Megaseller "Make Me Smile (Come Up And See Me)". Sogar an den Welthit "Here Comes The Sun" von George Harrison wagte er sich im Herbst 1976 heran, drückte diesem Titel seinen eigenen Stempel auf. Doch Anfang der 80er Jahre ließ der Erfolg allmählich nach, obwohl die Konzerte nach wie vor gut besucht waren.
Viele Jahre wandelte der englische Musiker, der als extrem egozentrisch galt, gar auf Solopfaden. So kletterte sein Song "The Phantom Of the Opera" aus dem gleichnamigen Musical im Jahre 1986 auf Platz Sieben der BBC-Charts. In den frühen 90er Jahren veröffentlichte Harley unter seinem Namen mehrere Alben. Auch in anderen Gefilden fühlte er sich wohl: 1999 startete er bei der BBC die eigene Radiosendung "The Sounds of the Seventies". Und in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden konnte er sich wieder eine echte Fangemeinde aufbauen.
Tourneen durch ganz Europa
Weiterhin produzierte er Alben: Großen Beifall gab's für das Werk "Anytime!", auf dem der Popfan im Jahr 2004 seine bekanntesten Songs als Unplugged-Versionen hören konnte. 2005 nahm Steve dann die CD "The Quality Of Mercy" auf, diesmal unter "Steve Harley & Cockney Rebel". Im Jahr 2006 wagte er mit den Cockney Rebel eine längeren Tournee, auch durch Deutschland. Ebenso 2007: Laut seiner Homepage gastierte Harley am 31. März in Frankfurt am Main, am 19. Mai im englischen Newcastle und im August in Spanien und den Niederlanden.
Sein musikalisches Engagement blieb nicht unbeachtet: Denn anno 2002 zeichnete ihn die britische Akademie der Komponisten und Songschreiber für sein Gesamtwerk mit der goldenen Medaille aus. Heute lebt Steve Harley in der englischen Grafschaft Suffolk, nordöstlich von London. Dort lebt er mit seiner Ehefrau Dorothy und den zwei Kindern Kerr und Greta. Während Steve in den Siebzigern mit seiner damaligen Freundin Yvonne Keeler liiert war.
Joachim Eiding
Quellen: www.wikipedia.de - www.steveharley.com - Persönliche Mitteilung
music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 11 - 10/07-II