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Bill Wyman

"Die Stones verlässt man nur im Sarg - oder man wird rausgeworfen!" Mit diesen Worten quittierte einst 1992 Gitarrist Keith Richards die Ankündigung des Bassisten Bill Wyman, die "dienstälteste Rockband der Welt" verlassen zu wollen. So richtig wollte niemand glauben, dass jemand freiwillig den Rolling Stones den Rücken zukehren würde. So wurde Brian Jones 1969 gefeuert, worauf ihn Freunde ertrunken im eigenen Swimmingpool gefunden hatten. Mick Taylor wurde vom Tourneestress dermaßen zermürbt, dass er sich 1975 entnervt vom Acker machte. Und Wyman wollte nun von selbst gehen - einfach so. Wie ein Wasserfall redete Keith Richards auf ihn ein; Mick Jagger lockte ihn gar mit horrenden Geldsummen. Keine Chance, Bill blieb standhaft. "Den Bassisten kann man immer ersetzen", bemerkte Wyman lakonisch. In Wirklichkeit gingen ihm wohl die zahllosen Tourneen und Reisen auf den Wecker; seine stete Flugangst schwoll im Lauf der Jahre auch immer mehr an. Daher zog Bill 1993 einen klaren Schlussstrich - das Kapitel "Stones" war für ihn vorbei!

Im Schatten der Glimmer Twins

Rückblickend wird schnell klar: Bill Wyman galt seit jeher als der Sonderling der Rolling Stones. Sechs Jahre älter als Jagger, Richards, Jones und Watts entstammte er einem bürgerlichen Milieu, passte nicht so recht zu dem Rüpelimage der Truppe. Dass er dann von den anderen akzeptiert wurde, lag wohl an seinem sündhaft teuren Verstärker, der den Bandmitgliedern imponierte. Prompt war er dann dabei. Stand aber stets im Schatten der so genannten "Glimmer Twins" Jagger und Richards. Im Laufe der Jahre steuerte er gerade mal drei Songs zum Repertoire der Gruppe bei, wie beispielsweise "In Another Land" aus dem Album "Their Satanic Majesties Request". Jedoch fügte er sich ideal in das Konzept der Stones ein, weshalb er blieb: Während die zwei Frontmänner auf der Bühne für die Show verantwortlich zeichneten, stand er mit seinem Bass im Hintergrund, verzog ähnlich wie John Entwistle bei "The Who" keine Miene.

Wyman kapierte, dass sich Mick und Keith nicht die Chefrolle aus den Händen nehmen lassen wollten. Daher strebte er eher als seine Bandkollegen eine Solokarriere an. Sein erstes persönliches Album "Monkey Grip" erschien schon 1974, das zweite "Stone Alone" mit dem starken Song "Apache Woman" dann zwei Jahre später. Den größten Soloerfolg eines Rolling Stone hatte Bill im Jahr 1982 mit dem in Frankreich aufgenommenen Titel "(Si, si) Je suis un Rock Star" - einem ironischen Blick auf sich selbst. Ganz Europa trällerte das Lied mit.

Bill Wyman & The Rhythm Kings

Als Wyman 1993 die Rolling Stones schließlich verließ, zog er sich zunächst komplett vom Musikbusiness zurück. Zeit für ihn, sich endlich seinem Hobby zu widmen und an seiner Chronik über die Stones zu arbeiten. Von Anfang an hatte er sich als eine Art Archivar erwiesen und alle Details genau festgehalten. Erst 1997 zog es ihn wieder zur Musik zurück. So nahm er unter dem Bandnamen "Bill Wyman & The Rhythm Kings" neues Material auf, zusammen mit Kollegen wie Chris Rea, Eric Clapton, Mick Taylor, Georgie Fame, Peter Frampton und auch Gary Brooker. "Ich war nicht daran interessiert, kommerzielle Musik zu spielen und entschied, zu unseren frühen traditionellen Wurzeln zurückzukehren", begründete Wyman seine Wendung zu Jazz, Blues und Swing.

Das Publikum verhielt sich zögerlich; der Erfolg ließ auf sich warten: Während das erste Album "Struttin' Our Stuff" dieser Combo sich noch nicht so gut verkaufte, fanden die Nachfolgewerke "Anyway the Wind Blows" und "Groovin'" schon mehr Anklang. Bill Wyman - als William George Perks 1936 in der englischen Grafschaft Kent geboren - engagierte sich auch als Autor. So veröffentlichte er 2001 das Buch "Bill Wyman's Blues Odyssee" - ein Werk über die Geschichte des Blues. Ein Jahr später publizierte er den umfassenden Bildband "Bill Wyman's Rolling Stones Story" mit über 3.000 Bildern, Briefen und Fotos.

Aber auch außerhalb der Musik fühlte er sich zu Hause: So brachte er ein Werk über den Maler Marc Chagall auf den Markt. Ihn hatte der englische Rockmusiker 1971 während seiner Zeit in Frankreich kennen gelernt. Außerdem verfügt Wyman über einige profilierte Burger-Restaurants in London, Manchester und Cambridge. Heute ist er in dritter Ehe mit Suzanne Accosta verheiratet. Und obwohl er bislang alle Angebote seiner ehemaligen Kollegen ausschlug, soll es ihn doch wieder reizen, auf der Bühne ein "Stone" zu sein.

Joachim Eiding

Quelle: rockundliebe.de - wikipedia.de - stern.de - laut.de - faz.net

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