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Mario Samra, Maler und Bildhauer

Wie ist die Situation als arabisch-stämmiger Künstler in München?

Mario Samra

- Herr Samra, wie geht es Ihnen als Künstler, der aus Arabien stammt, hier in München?

Leider sehr schlecht. Ich bin jetzt seit 1959 in München, aber diese Stadt hat sich sehr verändert. Früher waren die Menschen noch freundlich zu mir, vielleicht gerade weil ich aus Ägypten stamme.

- Und heute?

Tja, heute spüre ich eine wachsende Ausländerfeindlichkeit, auch mir gegenüber. Ich bin sogar schon mal auf dem Marienplatz verhaftet worden.

- Wie das?

Es war im April 2006. Weiter hinten hatte die NPD demonstriert, so richtig mit Fackeln. Ich hatte mich zu den Gegendemonstranten gestellt. Dort habe ich jungen Leuten etwas erklärt. Und wissen Sie, ich bin ein impulsiver Mensch. So benutze ich oft viele Gesten, wie Roberto Benigni. Aber die Polizei hat mir vorgeworfen, ich hätte den Hitlergruß gezeigt, was natürlich Unsinn war. Man hat mich mitgenommen und erst tief in der Nacht wieder freigelassen. Und auch nur, weil ich Herzprobleme hatte.

- Klingt ja unglaublich. War dies in der Presse?

Nein, natürlich nicht. Aber ein unbekannter Autor namens Franz Schubert hat im Satire-Magazin "Eulenspiegel" etwas darüber geschrieben.

- Verstehe. Und andere Probleme?

Mario SamraZur Zeit machen wir hier in München im Neuhauser Trafo eine Ausstellungsreihe mit dem Motto "Kampf der Kulturen - nicht mit uns!". Hier hat uns nun die Stadt München die Unterstützung versagt. Das heißt, das Kulturreferat sieht sich plötzlich trotz mündlicher Zusage außer Stande, die beantragten 350 Euro zu bewilligen.

- Ist die Stadt denn finanziell so schlecht gestellt?

Genau wissen wir es nicht. Aber sicher scheint, dass uns die Rechtsradikalen auf den Fersen sind. Möglicherweise passt ihnen unser Motto nicht.

- Was ist denn der Hintergrund des Mottos?

Wir beziehen uns auf das Buch von Samuel Huntington "Kampf der Kulturen" und beziehen dagegen Position. Wir wollen nicht, dass wir in einen Krieg gegen den Islam gehetzt werden.

- Okay! Aber gibt es noch weitere Vorkommnisse, vielleicht auch mit Rechtsradikalen?

Ja, das kann man so sagen! Vor Jahren haben mir Neonazis mein Haus in Rosenheim angezündet und über hundert meiner Ölbilder sind verbrannt. Darauf folgte eine echte Lawine von Prozessen, die ich allesamt gewann.

- Welche Chancen sehen Sie für die Zukunft als Künstler?

Na ja, München ist ein hartes Pflaster. Das heißt: Hier geht es im Wesentlichen ums Geld. Hier kann nur der zu etwas kommen, der eh schon bekannt und reich ist. Wer hier unten ist, schafft es kaum. Es wäre eine gute Idee, es vielleicht mal in liberalen Städten wie Berlin oder Köln zu probieren.

- Sie müssten doch eigentlich nach so viel Ärger verbittert sein. Aber Sie wirken nicht so, oder?

Nein, ich glaube an das Schöne, das Positive. Ich glaube, dass die Liebe die stärkste Kraft ist, die es gibt. Und sie heilt viele Wunden, wenn auch vielleicht nicht alle. Ein Tipp für unseren jüngeren "Hörer": Bleibt kreativ und stumpft nicht ab!

- Herr Samra, danke für das Gespräch!

Das Gespräch führte Joachim Eiding.

music4ever.de - Interview - Nr. 1 - 5/07-II