ja, endlich sind wir wieder da. Wie Ihr ja wisst, hatten wir ein schwerwiegendes technisches Problem. Aber nun gehen wir wieder an den Start.
In der Jukebox setzte sich der Neuvorschlag von Cat Stevens routiniert an die Spitze des Feldes. Insgesamt gehen uns vier Titel vom letzten Mal verlustig: The Beatles - "Help!", Chuck Berry - "You never can tell", Fredl Fesl - "Taxilied" und dito The Rolling Stones - "Start me up". Ja, schade, schade. Unser Fredl Fesl ist zwar draußen, aber wir haben noch viele gute, lustige deutsch gesungene Beiträge in petto. Aber nicht heute, denn unser einziger heimischer Titel ist ein Instrumental von Christian Bruhn, dem Mann der tausend Melodien. Aber dazu später.
Was gibt's auf den Rängen 11 und 12? Wobei Platz 9 sogar dreimal vorkommt und somit die Plätze 10 und 11 entfallen. Da wir in dieser Konstellation einen Titel zu viel hatten, ließen wir das Los entscheiden, und es traf eben leider Mick Jagger und seine Jungens. Und den 12. Rang bekleidet Toto mit ihrem Hit "Hold the Line".
Den Auftakt bildet die kurzlebige Hard-Rock-Gruppe "Ram Jam" um den Gitarristen William "Bill" Bartlett, die mit ihrer Version des Folk-Songs "Black Betty" Weltruhm erlangte. Diese Fassung kam hierzulande in den Charts immerhin auf Rang 25, während in ihrer Heimat sogar ein Platz 18 heraussprang. Den größten Satz machte "Black Betty" jedoch auf der britischen Insel, wo die Single-Platte sogar einen siebten Rang schaffte und ganze zwölf Wochen notiert wurde. Dieser weltweite Erfolg sollte allerdings ihr einziger bleiben; im Jahr 1979 löste sich die US-amerikanische Truppe schon wieder auf. Allerdings vermarkteten clevere Business-Leute den Bandnamen auch weiterhin. Denn 1990 erschien auf dem Label Epic ein Remix von "Black Betty" aus der Mache des niederländischen DJs Ben Liebrand, welches im vereinigten Königreich dann nochmal bis Rang 13 kam. Die Musik-Produzenten Jerry Kasenetz und Jeff Katz brachten dann noch im Jahr 1991 unter dem Namen "Ram Jam" die Kurzrille "We rock the Mansion" heraus, leider ohne den gewünschten Erfolg. Übrigens: Als Original-Interpret von "Black Betty" geben die Quellen gern den US-Bluessänger Huddie Leadbetter, alias "Lead Belly" an mit dessen A-cappella-Song. Wer weiter forscht, merkt, dass die Ursprünge von "Black Betty" noch weiter zurückgehen. Bereits im 18. Jahrhundert soll diese Melodie von farbigen Sklaven gesungen worden sein, und wurde wohl erstmals im Jahr 1933 von einem gewissen James "Iron Head" Baker aufgenommen. Von so düsterer Vergangenheit machen wir eine Reise in die frühen Siebziger, als die britische Popgruppe "Mungo Jerry" ihre größten Erfolge feierte. Die muntere Truppe um den legendären Frontmann Ray Dorset, welcher gegen 1972 den Bandnamen für sich übernahm, weist eine beachtliche Liste von Charttreffern vor: "Baby Jump" und "Lady Rose" (beide 1971), dann folgten "Alright Alright Alright" und "Wild Love" (beide 1972), ferner "Hello Nadine" (1975) und "Don't let go" (1976). Doch der Durchbruch gelang der Combo schon im Jahr 1970, als sie mit ihrem "In the Summertime" ihr Publikum bei einem Pop-Festival im englischen Staffordshire mit ihrer "handgemachten" Musik derart überzeugte, dass es zu weiteren Auftritten kam. Musikexperten sehen "Mungo Jerry" als eine Art Jug-Band, die traditionell mit selbst gebauten Instrumenten musizierte und mit deren "urigen Klang und unbekümmerter Spielfreude" (Das neue Rock-Lexikon, rororo) gern selbst Starbands wie "Grateful Dead" und "Traffic" in den Schatten stellte. Nebenbei erwähnt: "Mungo Jerry" geht auf eine Figur aus dem Werk "Old Pussoms Katzenbuch: Gedichte" des englisch-amerikanischen Lyrikers und Dramatikers T.S. Eliot zurück.
Auf dem Spielplan steht nun wie angekündigt unsere deutsche Produktion - allerdings kein Song im eigentlichen Sinn, sondern ein schickes Instrumental des musikalischen Genies namens Christian Bruhn, der schon seit 1953 Filmmusiken komponiert und seit den Sechzigern für zig Schlagertitel verantwortlich zeichnet. So schrieb der Ex-Mann von Katja Ebstein Lieder wie "Zwei kleine Italiener" (1962), "Liebeskummer lohnt sich nicht" (1964), "Marmor, Stein und Eisen bricht" (1965), "Wunder gibt es immer wieder" (1970) und "Akropolis Adieu" (1973) - um nur einige zu nennen. Wie sieht es bei den Filmen und TV-Serien aus? Hier zeichnete Bruhn für den Soundtrack mannigfacher TV-Mehrteiler und Serien verantwortlich: so beispielsweise für "Heidi" (1977), "Timm Thaler" und "Die Rote Zora und ihre Bande" (beide 1979), "Captain Future" (1980) und "Die Wicherts von nebenan" (1986). Wir bieten Euch das deutsche Titelthema der japanischen Animations-Serie "Captain Future" aus der Feder von Christian Bruhn, das er damals als komplett neuen Soundtrack komponierte. Denn das ZDF übernahm nicht die japanische Originalmusik, sondern beauftragte Bruhn - ein Glücksfall für die Fans. Bemerkenswert, dass die Serie zwar schon 1980 ausgestrahlt wurde, das Vinyl-Album aber aus unerfindlichen Gründen erst 1986 erschien. Während die Musik-CD schließlich 1995 folgte. Dieser Stil passt sehr gut zur "Raumpatrouille" des Peter Thomas, welche bei uns sehr erfolgreich einstieg. Was macht der zurecht mit Preisen überhäufte Christian Bruhn heute? Zunächst drosselte er seit den Achtzigern seine Schlagertätigkeit und engagierte sich eher beim Fernsehen. Von 1991 bis 2009 bekleidete er als Aufsichtsratsvorsitzender ein wichtiges Amt bei der GEMA. Ferner lehrt er seit 2002 als Honorarprofessor an der Hochschule für Musik Nürnberg/Augsburg. Und privat lebt er seit 1956 in München. Es folgt mit der Nummer 14 mal wieder ein Lied von ABBA, den schwedischen Pop-Königen. Der flotte Song "S.O.S." vom Sommer 1975 markierte mit seinem originellen Klavierintro und dem bärenstarken Refrain den absoluten Durchbruch der Gruppe in ganz Europa. Denn nach dem phänomenalen "Waterloo" schien die Karriere der Vier außerhalb Skandinaviens schon wieder zu verebben; sogar für die schwedische Presse waren die ABBA-Songs damals "zu kommerziell, zu oberflächlich und unkritisch". Und der Waterloo-Nachfolger "Honey Honey" erreichte nur noch außerhalb der europäischen Nordlichter in Deutschland, Österreich und der Schweiz Spitzenplätze. Ganz mau sah es für die vier Schweden im damals größten Plattenmarkt der Welt aus: in Großbritannien. Dort galt ABBA als Gewinner des heutigen ESC (Eurovision Song Contest) als ein so genanntes "One-Hit-Wonder"; ihre Kurzrillen "Honey Honey", "So long" und "I do, I do, I do, I do, I do" verebbten dort fast komplett. Dies änderte sich erst im Hochsommer 1976, als die Single-Platte "S.O.S." das Licht der Welt erblickte. Sicherlich auch dank guter Promotion in Europa ließen sich die Resultate sehen: Hierzulande schaffte die Kurzrille Rang 1, in Österreich und in Norwegen kletterte "S.O.S." bis auf den zweiten Platz. Und auf der britischen Insel notierte man immerhin Platz 6 - also eine gute Position in den Top Ten. Aber das war noch nicht alles: sogar in den USA sprang Rang 15 heraus. Der Rest ist Geschichte. Fazit: Der massive Erfolg des Schweden-Quartetts war kein Selbstläufer, sondern das Produkt harter Arbeit.
Gegen Mitte der Siebziger orientierten sich englische Rock-Interpreten zunehmend Richtung Amerika und änderten ihren Stil, manchmal zum Leidwesen ihrer altgedienten Fans. Was zum Beispiel im Fall von Cliff Richard, der Hardrock-Truppe Uriah Heep und den Glamrockern Slade aus Wolverhampton eher schief ging. Während Showgrößen wie Eric Clapton, Elton John und Paul McCartney dieser Spagat gelang. So finden sich auf dem preisgekrönten Album "Venus and Mars" (1975) Stücke, die McCartney noch wenige Jahre zuvor nie wagte, auf Vinyl pressen zu lassen. Denken wir an das soul-orientierte "Letting go", welches zwar in den Charts stolperte, jedoch den Weg für den Nachfolger "Venus and Mars Rock Show" ebnete. Und genau um diesen Titel geht es bei uns. Das Label bastelte aus der Ballade "Venus and Mars" und der "Rock Show" eine verknappte Single-Version, welche musikalisch sanft startet, sich dann aber zum Super-Rock-Song entwickelt. Für manchen werden dabei Erinnerungen an den langen Titelsong der Vorgänger-Langrille "Band on the Run" (1973) wach. Ein Blick auf die Chart-Positionen dieser kleinen Platte zeigen, dass das Kalkül aufging: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sprang ein Rang 12 heraus, während diese Kurzrille in McCartney's Heimat dagegen leider leer ausging. Doch die Verkaufszahlen fürs komplette Album wogen alles auf: Platin je in den USA und in England ließen den Kultstar alle Sorgen vergessen. Und ein Jahr später sollte mit den berühmten "Silly Love Songs" als Single (aus der Langrille "Wings at the Speed of Sound") noch ein echter Überflieger folgen. Es sah damals also gut aus für den lange streitbaren Ex-Beatle. Übrigens erschien hierzulande dessen Vinyl bis etwa 1974 noch unter dem vollen Namen "Paul McCartney & Wings" - später versteckte er sich häufig hinter dem Gruppennamen "Wings". Da jedoch anderswo noch länger Schallplatten mit dem vollen Namenszug erschienen, wollen wir diesem Beispiel gern folgen und den Namen des weltberühmten Frontmannes nicht unter den Tisch fallen lassen. Last, not least legen wir für Euch den Superhit "Don't answer me" von "The Alan Parsons Project" aus dem Jahr 1984 auf den Plattenteller. Als Charakteristikum dieser Studiogruppe galt, dass hier erstmals nicht Musiker oder Sänger im Vordergrund standen, sondern vielmehr Produzenten, die ihr Leben zumeist im Studio verbrachten. 1974 taten sich der vielbeschäftigte Tontechniker Alan Parsons, der einst in den weltberühmten "Abbey Road Studios" an den letzten Beatles-Alben mitwirkte, und der Musik-Macher Eric Woolfson, einst Manager von Carl Douglas ("Kung Fu Fighting"), zum Studio-Projekt "The Alan-Parsons-Project" zusammen. Ihr gemeinsames Ziel: die Schaffung eines Konzept-Albums zu den Werken des Dichters Edgar Allan Poe. Auf diese Weise entstand 1976 ihre erste Langrille "Tales of Mystery and Imagination". Diese Songsammlung holte auf der britischen Insel und in den Staaten immerhin schon mittelprächtige Positionen heraus, während das Album in Deutschland den sensationellen elften Rang schaffte. Die Nachfolger "I Robot" (1977), "Pyramid" (1978) und "Eve" (1979) kletterten hierzulande (fast) an die Spitze des Feldes, kämpften sich aber in Parsons' Heimat und in den USA im Mittelfeld leicht nach oben. Ihr Musikstil des Progressiv-Rock fand bei Fans großen Anklang. Was sicher auch an den bewährten Gastmusikern wie John Miles ("Music"), David Parton ("Pilot") und dem gefragten Dirigenten und Komponisten Andrew Powell lag. Zu Beginn der Achtziger veränderte sich ihr Sound zu sanfteren Tönen, die eher an den Stil eines Phil Spector erinnerten. Als Pate dafür steht die 84'er LP "Ammonia Avenue" mit dem kommerziellen Superhit "Don't answer me". Mit Platz 7 in Deutschland und Rang 15 im "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" konnten Parsons und Woolfson (auch der Sänger dieser Aufnahme) diese Single-Platte als Erfolg verbuchen. Übrigens galt das zugehörige Musikvideo als das erste Comic-Filmchen dieser Art. Da aber der Klang eines anderen Streifens besser erschien, entschieden wir uns gegen das Comic-Video.