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Paul da Vinci

Paul da VinciPaul da Vinci, Photo: thebfpagency.co.uk

Wer mit dem Künstlernamen "da Vinci" die Showbühne betritt, sollte eigentlich im Musikkreisen genügend Resonanz finden. Und trotzdem schüttelte Mitte der 70er so mancher Popfan verwundert den Kopf, wenn dieser Name fiel - trotz des Hits "Your Baby Ain't Your Baby Anymore", der ab August 1974 die britischen Charts stürmte. Erst der Hinweis auf den Millionseller "Sugar Baby Love" der Rubettes brachte Licht ins Dunkel: Denn Mr. Da Vinci lieh der englischen Studiogruppe, die den Rock'n'Roll-Sound der Doo Wop-Ära mit dem Beat der Sixties kombinierte, bei dieser Platte Ende 1973 seine Stimme. Wer bei diesem Titel genau hinhörte, merkte, dass der spätere Frontmann Alan Williams - bekannt als das prägnante Gesicht der Band - zu diesem Lied stets nur die Lippen bewegte. (Aus diesem Grund änderte sich Ende 1974 auch der Stil der Gruppe zu deutlich härteren Rhythmen.) Paul selbst verließ die Truppe, noch bevor die Plattenfirma "Sugar Baby Love" auf den Markt brachte.

Die Stimme der Rubettes

Viel ist zu dieser Sache in den Medien geschrieben worden. Die wohl glaubhafteste Version: Paul - bürgerlich: Paul Prewer - schien nicht so recht an den Erfolg ihres Titels zu glauben, kanzelte ihn als "Eintagsfliege" ab. Enttäuscht löste er sich von den Rubettes und peilte eine Solo-Karriere an. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg, denn nach seinem "Your Baby Ain't Your Baby Anymore" folgte im November 1974 noch der regionale Erfolg "If You Get Hurt". Ab diesem Zeitpunkt vergaß das Publikum den Sänger mit der hohen, dreieinhalb Oktaven umfassenden Falsett-Stimme, und sein Name sollte für Jahre aus den Hitlisten verschwinden. In welchem Ausmaß er die Trennung von den später überaus erfolgreichen Rubettes bereut hat, mag der Musikfan nur spekulieren.

Aber wie ging es für Paul da Vinci weiter und was macht er heute? Dem stimmgewaltigen Sänger, der bereits mit Pop-Größen wie Elton John, Justin Hayward, David Essex und auch Barry Blue das Mikrofon teilte, gelang es auf Jahre, seinen Ruf als verlässlicher Studiomusiker zu festigen. Nach diversen Auftritten in bekannten Musicals führte er schließlich sein eigenes Bühnenwerk "Squeak" im Queens Theatre von Hornchurch (England) auf, unter tosendem Beifall. In den späten 80ern gastierte er gar mit seiner eigenen Band immerhin in der Londoner Royal Albert Hall, als Opener für die Rhythm & Blues-Ikone Fats Domino ("I'm Walking").

Cover da VinciFoto: last.fm

Damit nicht genug: Als führender Vokalist in Trevor Payne's Show "That'll Be The Day" überzeugte Mr. Prewer von 1990 bis 1994 mit über 300 Shows pro Jahr. In der folgenden Zeit erwachte Pauls Interesse für klassische Musik und er schrieb an verschiedenen Stücken für Cello und Piano. Darunter auch das vertonte Gedicht "Visions Of Aaron", in den Purcell Rooms in London aufgeführt, und das so genannte "Hope"-Concerto mit Premiere in Birmingham. Dies alles nur als Einblick in das vielseitige Schaffen dieses englischen Musikers.

Der Kreis schließt sich

Schließlich schloss sich für da Vinci zur Jahrtausendwende wieder der Kreis: Im Jahr 2000 folgte er dem Ruf der Rubettes - genau gesagt dem Teil der Gruppe, der als "The Rubettes featuring Bill Hurd" putzmunter auf Oldie-Festivals mitmischt. Da mag sich mancher fragen, warum dieser umständlich lange Bandname. Der Grund: Nach jahrelangem Streit gibt es seit 2002 per Gerichtsurteil insgesamt zwei Versionen der Rubettes - einmal in nahezu originaler Besetzung mit dem Sänger Alan Williams und dem Drummer John Richardson, andererseits der Teil mit dem Keyboarder Bill Hurd und jetzt eben auch da Vinci. Kein Problem für ihn, sich in die alte Band wieder einzureihen. Auf zahlreichen Konzerten und Festivals gaben sie ihre Hits zum Besten, ergatterten sogar einige Radiopreise. Doch der unstete Paul wandelt seit 2009 abermals auf Solopfaden, brachte unter dem Namen "Da Vinci & The Justice Dept" ein neues Album heraus. Fazit: Paul da Vinci dürfte für seine Fans noch weitere Kaninchen aus dem Zylinder zaubern, auch wenn er mit dem gleichnamigen Code eher nichts zu tun hat.

Joachim Eiding

Quellen: pauldavinci.biz - pauldavinci.co.uk - website.lineone.net - answers.com - itunes.apple.com - deutschesgold.de

 

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