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Lulu

LuluFoto: dailymail.co.uk

"Möönsch, die sieht ja noch richtig gut aus", staunten Kenner der britischen Popmusik, als die elegante 60-jährige Sängerin auf einer Veranstaltung in einem Londoner Museum im Jahr 2008 mit feurigen Augen und einem ebenso rasanten schwarzen Abendkleid keck in die Runde schaute, den Blick schweifen ließ. Ja, Marie MacDonald McLaughlin Lawrie - besser bekannt als "Lulu" - versprüht nach all den harten Jahren im Show-Business immer noch ihren Charme. Vielleicht ihr Erfolgsrezept, denn obwohl Lulus Karriere keineswegs geradlinig verlief, eher dem Auf und Ab einer olympischen Buckelpiste für Snowboarder glich, blieb ihr Name in der Popwelt präsent. An einem kalten Novembertag 1948 im schottischen Lennox Castle - nahe Glasgow - geboren, ergatterte sie als 15-jähriger Teenager ihren ersten Plattenvertrag und coverte mit ihrer Gruppe "The Luvvers" den Hit "Shout" der Isley Brothers von 1959, im Stil der Brenda Lee.

Doch irgendwie gingen Lulus Folge-Singles ins Leere. Daher trennte sie sich von ihrer Combo und auch ihrer Company, kam fortan bei Columbia unter, wo sie auf das Producer-Genie Mickie Most stieß. Nun trafen ihre Vinyl-Raketen wie "The Boat That I Row" (1967) und "I'm A Tiger" (1968) die englischen Charts bis ins Mark. Auch auf dem europäischen Kontinent verlangten immer mehr Popfans an der Ladentheke bald Platten von Lulu. Allmählich wandelte sich der kreuzbrave Teenager zum flotten Star. Den Gipfel ihres Erfolgs erreichte sie schon 1967, als sie neben der schwarzen Hollywood-Ikone Sidney Poitier im Kinofilm "To Sir With Love" als kokettes Cockney-Girl reüssierte und auch noch den Titelsong interpretierte. Mit großem Erfolg, bescherte ihr die smarte Melodie jenseits des Großen Teiches in den Staaten glatt eine Goldene Schallplatte.

Vier Sieger und kein Halleluja

Im Jahr 1969 wagte sich die sympathische Sängerin aufs Eis des Eurovision Song Contest und vertrat das Vereinigte Königreich mit dem eher belanglosen Song "Boom Bang-a-Bang". Was kaum noch jemand weiß: Lulu gewann - aber nicht als einzige. Nein, beim Grand Prix von 1969 in Madrid sammelten gleich vier Lieder die höchste Punktzahl, und der Abend sah dann vier Sieger: Allerdings kräht heute kein Hahn mehr nach diesen drei anderen Beiträgen - Frankreich, Spanien und den Niederlanden. Nur Lulu landete mit ihrem Song in ganz Europa einen Chartbreaker. "Ich weiß, es ist ein miserables Lied, aber ich hab gewonnen, also was soll's? Ich hätte auch Kopf stehend 'Baa Baa Black Sheep' (Anm. der Red.: ein altes englisches Kinderlied) gesungen, wenn ich damit gewonnen hätte", erinnert sich die Sängerin heute schmunzelnd.

LuluFoto: unmann-wittering.blogspot.com

Wer nun meinte, nach diesem fulminanten Start folgte nun eine Weltkarriere, sah sich bald getäuscht. Stattdessen erlebte die schottische Interpretin, wie sich ihre Scheiben in den Fachgeschäften stapelten. Schlagzeilen machte sie höchstens durch ihr Privatleben: 1969 ehelichte sie Maurice Gibb von den Bee Gees, der sie auch produzierte. Allerdings spülte diese Periode mit Rhythm & Blues-Gesang keinen roten Heller in ihre Kassen. Dies gelang Lulu erst 1974 mit dem Londoner Musiker und Produzenten David Bowie. Ihre Cover-Version von "The Man Who Sold The World" kraxelte die BBC-Charts hinauf bis auf die dritte Position. Und im selben Jahr erregte sie mit dem Titelsong zum Bond-Film "The Man With The Golden Gun" mit Roger Moore großes Aufsehen.

Lulu, das Phänomen

Über viele Jahre ging Lulu in Tonstudios, nahm weiterhin Platten auf. Jedoch entwickelte sich ihre Karriere, wie eingangs beschrieben, keineswegs steil nach oben. Anfang der 80er trat sie zusammen mit bekannten Größen im Show-Business wie Shakin' Stevens, Alvin Stardust und Joe Brown in über 30 Sendungen der Musikshow "Let's Rock" im britischen Fernsehen auf. In den 90ern feierte sie wieder mal ein Comeback - diesmal mit der Boygroup "Take That". Zusammen nahmen sie den Song "Relight My Fire" auf. "Die waren noch nicht einmal geboren, als "Shout" zum ersten Mal ein Hit war", frotzelten die US-Journalisten Phil Hardy und Dave Laing. Doch Lulu wäre nicht sie selbst, wenn sie diese beißende Kritik nicht mühelos überstehen würde. Lulu - das Phänomen: Obwohl ihr dauernder Ruhm versagt blieb, verblasste ihr Stern nie zur Gänze. Mochten auch einige Jahre ins Land gehen, stets meldete sie sich zurück und zauberte oft Neues aus dem Zylinder. Dies gelang nicht allen. Noch heute füllt sie zumindest auf der britischen Insel die Konzertsäle und moderierte sogar eine Radio-Sendung.

Joachim Eiding

Quellen: www.lulu.co.uk - www.musicline.de - www.readysteadygirls.eu - www.radioberlin.de - www.yuddy.com - www.economicexpert.com - Das neue Rock-Lexikon, Barry Graves, Siegfried Schmidt-Joos und Bernhard Halbscheffel, Rowohlt

 

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