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Alexander Wolfrum, Liedermacher und Multi-Instrumentalist

Lieder jenseits der Hitparaden

zum anhören: »der Liedermacher« (mp3, volle Länge)
zum weiterlesen: »alexanderwolfrum.de« (AW home)

Herr Wolfrum, auf Ihrer Website erklären Sie: "Meine Musik ist nicht massengerecht, dummerweise möchte ich aber keine andere Musik machen!" Wie würden Sie Ihre Musik am ehesten beschreiben und warum favorisieren Sie diesen Stil?

Na ja, ich bin wohl das, was man landläufig als Liedermacher bezeichnet. Ich mag handgemachte, selbsterdachte Musik mit ehrlichen, aussagekräftigen Texten. Deshalb favorisiere ich diesen Stil. Einfach, weil ich ihn mag! Wenn die breite Masse plötzlich total auf meine Musik abfahren würde, dann würde das trotzdem an meinen Liedern nichts ändern. Ich kann nur mit Herzblut singen und spielen, was mir auch selbst gefällt.

Wie wichtig sind für Sie Charts? Oder etwas provokant gefragt: Gibt es ein musikalisches Leben jenseits der Hitparade?

So provokant ist das gar nicht. Aber die Antwort ist, was mich betrifft, sehr einfach, denn bei dem ganzen Schrott, der sich momentan und leider schon seit geraumer Zeit in den Hitparaden tummelt, gibt es scheinbar NUR jenseits der Hitparaden ein musikalisches Leben. Innerhalb der Hitparaden gibt es vielleicht ein kommerzielles Leben, aber kaum noch ein künstlerisches.

Setzen Sie bei Publikationen eher auf Alben oder geben Sie auch gern Singles heraus?

Vielmehr auf Alben. Singles machen in meiner Sparte kaum Sinn, da die Medien unsere Lieder bzw. Texte eher meiden. Und für die Medien werden die Singles ja mehr oder weniger gemacht.

Gipsy KingsAlexander Wolfrum - 'Sandy' - Foto: Intraton

Was halten Sie von Volks- oder Schlagermusik?

Wenn es echte Volksmusik ist, dann ist das okay. Also "volkstümlich" statt "volksdümmlich". Es gibt auch gute Schlager, bei denen die Grenze zur Liedermacherei oft fließend ist.
Aber 99 Prozent der Schlager- und Volksmusik, die aus den Medien kommt, bezeichne ich als Volksverdummung und Körperverletzung.

Welche musikalischen Vorbilder haben oder hatten Sie? Wer hat Sie am meisten geprägt?

Da sind natürlich die grauen Eminenzen wie Hannes Wader, Colin Wilkie oder Reinhard Mey. Mit derer Musik bin ich aufgewachsen. Als Songwriter liebe ich besonders auch Ray Davies . Er hat mit seinen Kinks unheimliche Hämmer veröffentlicht. Und, auch wenn's banal klingt: Die Beatles.

Mit welchen Musikern und Bands treten Sie im Allgemeinen auf? Wir wissen von "Feelsaitig" ...

Mit Feelsaitig war ich 25 Jahre unterwegs. Aber durch den Tod von Hanzie Scharrer, 2006, gibt es jetzt nur noch sporadische Auftritte mit Robert Wachsmann unter dem Namen Feelsaitig. Ich bin zu 90 Prozent alleine mit meiner Gitarre unterwegs, was ich ja früher auch schon machte, heute eben öfter.

Herr Wolfrum, welche Kollegen sind Ihnen auf Ihrem Weg begegnet? Auf Ihrer Homepage nennen Sie vor allem Reinhard Mey, Hannes Wader und Georg Danzer ... gibt es da nette Anekdoten?

Ja, mir sind viele Kollegen/innen in den Jahren begegnet und begegnen mir heute noch. Oft gibt man sich die Türklinke in die Hand, oder teilt sich einen Abend. Anekdoten plaudere ich aber ungern aus. Die drei Kollegen, die Sie nannten, sind sehr nette Kollegen. Leider ist Georg ja nicht mehr unter uns. Die Bühne teile ich mir öfter mit Günter Stössel, Colin Wilkie oder Reiner Rumpf, die alle auch gute Freunde sind. Ich stand auch mit Bettina Wegner, Rio Reiser, Klaus Lage und Haindling auf der Bühne (nacheinander), alles nette Leute. Und mit vielen mehr, die ich meistens sehr bewundere ...

In einer unserer Sommer-Ausgaben hatten wir mit dem Münchner Musiker Bernhard Maisberger von der Gruppe "Irxn" ein schönes Gespräch! Gibt es einen näheren Kontakt?
(Übrigens interviewten wir auch schon Ulrik Remy, Reiner Rumpf und Lothar von Versen!)

Natürlich kenne ich den Bernhard Maisberger, alias Bernswana, ein sehr netter Kerl, mit dem ich mir die Bühne auch schon geteilt habe. Wir stehen immer in Kontakt. Und Reiner Rumpf ist, wie schon erwähnt, ein ganz enger Freund von mir.

Gern treten Sie auch unter dem Pseudonym "Sandy" auf! Wieso?

Das ist eigentlich kein Pseudonym, sondern mein Spitzname, seit ich denken kann. Angeblich habe ich ihn mir im zarten Alter von 3 Jahren selbst gegeben. Bis heute nennt mich im privaten Umfeld niemand Alexander. Ich werde diesen "Sandy" einfach nicht los. Ich kann damit aber gut leben.

Sie singen auch gern in Fränkisch? Hat dies einen tieferen Grund?

Nun, fränkisch ist meine Muttersprache. Wenn ich das Gefühl habe, mich im Dialekt besser ausdrücken zu können, dann singe ich eben in Mundart. Außerdem muss man als Franke darauf achten, dass in diesem Bayern das Fränkische nicht untergebuttert wird.

Herr Wolfrum, Ihr aktuelles Album heißt "Sie nennen mich Sandy"! Wie kommen Ihre sehr kritischen Texte beim Publikum an?

Es gibt ein Publikum, das nicht nur "Schöne Maid" und "Das Kufsteinlied" versteht. Und nicht nur Sätze wie "Komm' zu mir, damit ich nicht frier'" oder "Über's Wasserl führt a Brückerl" verarbeiten kann. Diese Menschen gilt es zu erreichen. Und ich freue mich über jeden, der in meine Konzerte genau wegen der Texte kommt. Wenn ich jetzt mal provokant sein darf:
Es gibt Menschen, deren IQ über der Raumtemperatur liegt.

Mit welchem Wort könnten wir Sie am genauesten charakterisieren?

Also wenn's denn wirklich nur ein Wort sein darf, dann vielleicht "geradeaus". Denn ich möchte einen berechenbaren, geraden Weg gehen, was mir natürlich längst nicht immer gelingt.

Herr Wolfrum, danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Ich habe zu danken !

Interview: Joachim Eiding

 

music4ever.de - Interview - Nr. 28 - 1/09