••• music-4-ever - home ...   •••   übersicht - journal ... •••

Uschi Nerke

Uschi NerkeFotos: uschinerke.de

Am 25. September 1965 wartete ein junges Mädel hinter den Kulissen nagelkauend auf ihren ersten TV-Einsatz. Doch für Nervosität gab es keinen Anlass: Uschi Nerke machte ihre Sache sehr gut, moderierte von da ab für Radio Bremen souverän die neue deutsche Jugendsendung "Beat-Club". Als Studio diente übrigens ein alter Garagenschuppen. Mit ihren dunklen Zöpfen und dem Minirock wirkte Uschi stets wie eine nette Nachbarin, nie von oben herab.

Während sich auf dem Bildschirm renommierte Bands wie die Tremeloes, die Rattles und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich tummelten, in die Saiten griffen, wandten sich deutsche Eltern entsetzt ab. Bekamen diese doch das Gefühl, eine Revolution sei ausgebrochen. Was auch irgendwie stimmte; es war die erste Sendung ihrer Art, mit dem Zielpublikum Jugend. Bis zum Ende des "Beat-Clubs" 1972 stellte die aparte Uschi sehr erfolgreich Pop- und Beatgruppen aus aller Welt vor, mutierte zum Synonym für die rebellischen Teens. Diesem Konzept folgte dann 1972 der "Musikladen", den sie mit ihrem Kollegen Manfred Sexauer moderierte.

Nerke/Insterburg… mit Insterburg & Co

300 Mark pro Sendung

Kaum jemand wusste: Die flotte Uschi häufte keine Reichtümer an. "300 Mark zahlte mir Radio Bremen pro Sendung. Spesen bekam ich keine, Benzingeld gab's nicht, meine Kleider nähte ich mir selbst", erinnerte sich die sympathische Ansagerin. Zum Glück hat sie einst in Bremen Architektur studiert, absolvierte darüber hinaus noch eine Bauzeichner-Lehre und leitete von 1968 für zehn Jahre sogar ein eigenes Architekturbüro. Die Arbeit am Zeichentisch empfand die lebenslustige Frau stets als eine Art Ausgleich. Fazit: Auch wer Fernsehgeschichte schreibt, braucht in diesem Land manchmal einen bürgerlichen Beruf!

Heute lebt Uschi Nerke, Jahrgang 1944, mit ihrem Ehemann - dem Textilkaufmann Günther Petersen - in Seevetal, südlich von Hamburg. Und moderiert wieder den "Beat Club", der als Radiosendung auf Bremen 1 seine Renaissance feiern konnte. Außerdem begleitet sie Bands auf zahlreichen Oldie-Veranstaltungen. In dieser Hinsicht ist Uschis Termin-Kalender ziemlich voll: So gastierte sie vor kurzem mit Interpreten wie Chuck Berry und Tony Sheridan gar in der Essener Grugahalle. Und auch fürs Fernsehen können Fans sie in diversen Oldie-Shows bewundern. Gutes Stichwort, denn Liebesbriefe trudeln nach all den Jahren immer noch bei ihr ein, wenn die Absender auch schon etwas in die Jahre gekommen sein dürften.

Uschi Nerke

Ziegenbock Otto und der Nachbarshund

Unstrittig: Musik ist ihr halbes Leben. Dabei ist sie ihrem Lebensprinzip stets treu geblieben: "Ich mache etwas nur, solange es mir Spaß macht." Als unruhiger Geist kämpft sie an mehreren Fronten. Zur Zeit schreibt sie fleißig an ihren Memoiren und plant ein Hörbuch mit Tiergeschichten. Schließlich lebt die beliebte Ansagerin nicht nur mit ihrem Göttergatten, sondern auch mit allerlei Fauna unter einem Dach: Da wären zwei Papageien, ein Hund, ein Ziegenbock und zahllose Katzen. Mal sehen, wie viele Leser sich auf eine Geschichte freuen, wenn sich der Nachbarshund unsterblich in den Ziegenbock Otto verliebt. Schließlich bringt Uschi Nerke ihre Leidenschaften auf den Punkt: "Ohne Musik und ohne Tiere könnte ich nicht leben."

Joachim Eiding

Quellen: wikipedia.de - uschinerke.de - radiobremen.de - abendblatt.de - bikonline.de - hr-online.de

music4ever.de - Was macht eigentlich ... - Nr. 27 - 12/08